Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte.
Wir verabschieden heute den Haushalt 2022.
Und wie im letzten Jahr müssen wir sagen: „…unter anderen Bedingungen…“. War es im letzten Jahr die Corona- Pandemie, so haben wir es jetzt mit einer weiteren zusätzlichen Herausforderung zu tun, deren Folgen sich noch gar nicht abschätzen lassen. Wir erleben eine Zeitenwende in Europa, wir erleben Aufrüstung, wir erleben die größte Flüchtlingswelle seit dem Zweiten Weltkrieg, wir erleben Krieg in Europa – und das ganz hautnah. Ich danke an dieser Stelle schon einmal allen, die sich hier in vielfältiger Weise in unserer Heimatstadt engagieren.
Die Folgen, die sich daraus für unser kommunales Handeln ergeben, sind noch gar nicht absehbar. Aber, um es mit dem griechischen Staatsmann Perikles zu sagen: „Es ist nicht unsere Aufgabe die Zukunft vorherzusagen, sondern gut auf sie vorbereitet zu sein!“
Gut vorbereitet haben wir auch unseren heute zu beschließenden Haushalt. In diversen Sitzungen wurden die Inhalte des Haushalts 2022 mit den Fraktionen vorbesprochen, diverse Haushaltsstellen diskutiert und gemeinsam festgelegt und unsere Kämmerin hat, immer in enger Abstimmung mit den Abteilungsleitungen, dem Bürgermeister und den Gremien, kontinuierlich am umfangreichen Zahlenwerk gefeilt. Hierfür allen meinen herzlichen Dank.
Zu den Zahlen: Unser Haushalt hat ein Volumen von 36,6 Mio.€. Dabei erhöhen sich – im Vergleich zum Vorjahr - der Verwaltungshaushalt (schon allein aufgrund der tariflichen Steigerungen) um 2,7% und der Vermögenshaushalt um stolze 35%. Letzteres resultiert überwiegend aus der Erschließung unseres neuen Baugebietes. Die Auftragsvergabe steht heute noch auf der Tagesordnung.
Im Verwaltungshaushalt greife ich nur einige wichtige Zahlen exemplarisch heraus:
Die Ansätze für die Grundsteuer A und B wurden wie im Vorjahr auf 70.000€ und 1,37 Mio.€ festgesetzt. Bei den Gewerbesteueransätzen orientieren wir uns – trotz aller Unwägbarkeiten – am Vorjahresniveau mit 3,0 Mio.€. Die Ansätze für die Gemeindeanteile an der Einkommenssteuer mit 5,0 Mio.€ und der Umsatzsteuer mit 720.000€ wurden gemäß des Statistischen Landesamtes in die Planungen übernommen. Die Schlüsselzuweisungen bewegen sich mit gut 3,2 Mio.€ leicht unter Vorjahresniveau. Größter Ausgabeposten ist die Kreisumlage mit gut 5,1 Mio.€.
Die investiven Themenfelder finden sich im Vermögenshaushalt wieder:
Im Einzelplan 0 (Allgemeine Verwaltung) erfolgen die nächsten Schritte der behördlichen Digitalisierungsstrategie. Parallel werden weitere Maßnahmen zum Brandschutz im Rathaus durchgeführt. Mit der Übernahme des Standesamts Stammbach (nach Weißdorf, Sparneck und Zell die vierte Kommune) erfolgen kleinere notwendige Umbaumaßnahmen und auch über räumliche Erweiterungsmöglichkeiten im Umfeld des Rathauses muss nachgedacht werden.
Im Einzelplan 1 (Öffentliche Sicherheit und Ordnung) investieren wir weiterhin in unsere Feuerwehren, sowohl in der Kernstadt als auch auf den Ortsteilen. Nach größeren Fahrzeugbeschaffungen in den Vorjahren setzen wir kontinuierlich die Investitionen fort, u.a. mit der Beschaffung von Pumpen und Modulen auf den Ortsteilen sowie Umbauten an den Gerätehäusern in Jehsen, Sauerhof und Hildbrandsgrün. Auch für die Stützpunktwehr werden wir bessere Lagermöglichkeiten in diesem Jahr schaffen – die Herausforderungen durch Verkehr, Waldbrandgefahr, Hochwasser- und Starkregenereignisse erfordern eine bedarfsorientierte Fortentwicklung der Ausstattung. Die Grundlagen für künftige Investitionen liefert uns der Feuerwehrbedarfsplan, den wir im Anschluss zu verabschieden haben und wo ich nochmals detaillierter auf das Feuerwehrwesen eingehen werde.
Nie gespart hat der Stadtrat in den letzten Jahren und Jahrzehnten im Bereich unserer Schulen (Einzelplan 2). Wir investieren weiter in eine moderne und zukunftsgerichtete Ausstattung von Grund- und Mittelschule, immer im engen Austausch mit unseren beiden Schulleitern. So haben wir frühzeitig gehandelt und unsere Klassenräume mit Luftfilteranlagen ausgestattet und auch die Medienlandschaft und die digitale Ausstattung wird kontinuierlich und zeitgemäß ertüchtigt. Enge Abstimmungsgespräche laufen momentan mit der Regierung von Oberfranken über die weiteren Schritte hin zu unseren Schulneubauten – wohl eine der größten Aufgaben und auch Herausforderungen in den kommenden Jahren. Insgesamt 200.000€ sind für erste Planungskosten im Haushalt vorgesehen.
Im Einzelplan 4 (Soziale Sicherung) investieren wir in den Nachwuchs: So fließen weitere 1,75 Mio.€ in den Neubau der BRK-Kindertagesstätte am Stadtpark, die im September an den Start gehen wird und mit der Schaffung eines zweiten Kleinkinderspielplatzes in der Hinteren Höhe (ein gut angenommener befindet sich ja in der Reichenberger Straße) erweitern wir das Angebot für Familien mit kleinen Kindern.
Im Einzelplan 5 (Gesundheit, Sport, Erholung) sind Mittel für die Konzeption eines Kunstrasenplatzes und insgesamt zur Fortentwicklung der städtischen Sportanlagen in Höhe von 50.000€ vorgesehen. Des Weiteren sollen die bestehenden Fluchtlichtanlagen auf LED umgerüstet werden, auch hierfür wurden 50.000€ bereitgestellt. Wir unterstützen unsere Vereine natürlich auch gerne weiterhin, sei es durch die kostenlose Bereitstellung der städtischen Hallen und Sportplätze sowie durch die Bezuschussung mit 45.000€ auch in diesem Jahr.
Die Einzelpläne 6-8 zeigen eine ganze Bandbreite an investiven Maßnahmen in diesem Jahr auf:
Man könnte noch viele Punkte aus dem Haushalt 2022 herausgreifen, denn:
Wir haben wieder viel vor in diesem Jahr und noch viele Aufgaben vor uns, die wir aber nur nach und nach stemmen können, sowohl personell als auch finanziell. Der Soziologe, Jurist und Ökonom Max Weber hat hierzu sehr treffend formuliert: „Die Politik bedeutet ein starkes, langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich!“
Ich danke allen, die an diesem Haushalt mitgewirkt haben, Ihre Ideen eingebracht haben und bereit sind, so manch dickes Brett mit zu bohren.
Bedanken möchte ich mich in spezieller Weise wieder bei unser Kämmerin, aber eines ist heuer anders: Es ist ihr letzter Haushalt als Kämmerin der Stadt Münchberg, denn Sie werden Ihr Amt in neue, aber bewährte Hände weitergeben. Ich danke Ihnen ganz herzlich für die Arbeit in diesem Jahr und in den letzten Jahren, wo sie immer auf einen soliden und vor allem transparenten Haushalt ohne versteckte Hintertürchen oder ausgelagerte Kosten Wert gelegt haben. Und Sie bleiben uns ja erhalten und werden im Schwerpunktbereich Förderung und Digitalisierung weiterhin ein wichtiger Teil der kommunalen Familie bleiben.
Ich würde mich freuen, wenn der Haushaltsentwurf auch die Zustimmung der drei Stadtratsfraktionen finden würde.
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.
Christian Zuber (1. Bürgermeister)